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Zu
Beginn des Tagebuches über die wunderbare Delfin-Therapie mit Da jeder Beitrag,
gleich welcher Art, für uns wertvoll war, möchte ich auf eine namentliche Die Anreise Alles
klappte bestens und die Freude auf den Therapieaufenthalt war nicht nur
bei Melanie groß.
ANDIFLI - RENT A CAR, Ahmet
Yasin Kocaer 1. Tag - Sonntag Wir
fahren nach Kas, nachdem wir gemütlich im Freien gefrühstückt haben -
mit atemberauben- dem Blick auf das Meer und die Insel Meis. Melanie
genießt, dass ihr Behindertenbegleithund Amely der absolute Hit beim
Personal und den Gästen ist. Das bleibt auch so, die ganzen 3 Wochen
lang. Jeder will sie streicheln - teilweise stürzen sich Angestellte und
Gäste regelrecht auf sie. Amely zeigt sich von der allerbesten Seite -
geduldig, lieb und mit ihrer absoluten Ruhe, lässt sie alles über sich
ergehen - und auf jeden Fall haben viele Menschen, in einem Land, in dem
Haustiere eher eine untergeordnete Bedeutung haben, ihr Verhältnis zu
Hunden ganz neu definiert. 2. Tag - Montag Zwischen
"Dr. Igor", dem Therapeuten und Melanie klappt der Kontakt auf
Anhieb. Igor wird von Melanie zunächst rundherum einer genauen Prüfung
unterzogen - und offenbar ist sie mit dem Ergebnis zufrieden. Wir sind
sehr beeindruckt von der Ruhe in diesem Areal am Meer - vor allem aber von
dem super ausgeglichenen und ruhigen Igor. Kein lautes Wort, keine Unruhe
drum herum - wir dürfen uns während der Therapie nicht vom Platz bewegen
- alles soll ungestört ablaufen. 3. Tag - Dienstag Melanie
zieht wieder keine Schwimmweste an und "bändelt" sehr lange.
Alles, was an Schnüren und Bändern erreichbar ist, wird in die Finger
genommen und Melanie ist in ihrer eigenen Welt. 4. Tag - Mittwoch Die
Hälfte der Therapie findet heute im kleinen Becken statt - Melanie bewegt
sich mit ihrem "Super-Schwimmgürtel" gleich von der Plattform
weg aber alle sind der Ansicht, dass Melanie mehr Platz braucht - also
wird nach einigen Minuten ins schöne, große Becken gewechselt.
5. Tag - Donnerstag Wieder
fällt mir auf, wie schön es ist, dass Melanie in diesem großen Gelände
mit dem "Doktor Igor", dem Trainer Sergej, mit Mischa und den 3
Walen ganz allein ist. Besucher werden während der Therapie abgewiesen.
Außer den natürlichen Geräuschen, gibt es keine Ablenkung, was dem
intensiven Kontakt mit den Tieren sehr förderlich ist. Niemand läuft
herum, spricht oder ruft. Wir hören nur Igor, der sehr leise und ruhig
mit Melanie spricht. 6. Tag - Freitag Melanie
geht zum ersten Mal ganz allein zu Therapie-Plattform und sagt nach 2
Minuten: "Ins Wasser gehen" - Igor reagiert auch sofort und ohne
lange Umstände gehen sie zu Mischa und den Walen ins Meerwasser. 7./8. Tag - Samstag/Sonntag Wir
gönnen Melanie eine Wochenendpause und uns allen einen Ausflug mit dem
Boot zu einigen schönen Schwimm- und Schnorchelplätzen. Der nette
Bootsmann versorgt uns auf seinem kleinen Boot (auf dem nur wir mitfahren)
mit leckerem, gegrillten Fisch und Salat. Sabri, unser Begleiter (auch von
Dolphin-Jump organisiert), der auch deutsch spricht, ist etwas genervt,
weil ich so viele Fragen habe. Alles in allem - ein erholsamer und
fröhlicher Tag, auch für Melanie.
9. Tag - Montag Wir erzählen Igor von Melanies "Superleistung" und er lobt sie und freut sich richtig mit ihr und uns. Heute geht die Kommunikation mit Mischa ausschließlich von Melanie aus. Sie ist so schön vertraut mit Mischa. Der Trainer Sergej ist heute etwas streng mit Mischa - einige Male stupft er mit einer umgedrehten Milchflasche, die an einem Stab befestigt ist (mit diesem Teil wird Mischa konditioniert, eigentlich ein normaler Trainingsvorgang, der dem Delfin nicht weh tut - bei einem Hund nimmt man z.B. einen "Klacker" um ihn zu trainieren). Melanie gefällt das nicht und sie sagt: "Lieber wieder Ei-machen". Sie streichelt Mischa, testet aber im Anschluss daran, wie weit sie Macht über ihn hat. Sie sagt: "klapper - klapper" und klappt Mischa mit beiden Händen das Maul auf und zu, dass man es bis zu unserem Platz hören kann. Mischa findet es anscheinend in Ordnung - er verlässt Melanie während der ganzen Therapiezeit (ca. 40 Minuten) nicht ein einziges Mal.
10. Tag - Dienstag Igor
ist heute mit Melanie sehr zufrieden und einige Male lacht Melanie laut
und herzhaft. Sie spricht heute pausenlos mit Mischa. "Los -
untertauchen" - "hier hast du Fisch" und natürlich wieder
"klapper klapper" (Maul auf, Maul zu). Heute ist deutlich zu
sehen, dass einer der Belugas starkes Interesse an Melanie zeigt - was in
den nächsten Tagen noch intensiver wird. Mischa gefällt das gar nicht,
er ist scheinbar eifersüchtig. Ein Ball wird geworfen und ein Beluga soll
ihn holen - Mischa spurtet sofort hinterher, nimmt dem Beluga den Ball ab
und bringt ihn zu Melanie. Unglaublich, wie die Interaktion zwischen
Melanie und Mischa mittlerweile funktioniert. Uns fällt auf, dass Melanie
mit traumwandlerischer Sicherheit ihre Hände kontrolliert - ohne
hinzuschauen fasst sie Mischa exakt an den Stellen des Körpers an, an
denen er gerne berührt werden möchte. Einmal ist sie aus Versehen mit
einer Hand in sein Maul geraten - sie korrigiert das in Sekundenschnelle
ohne hinzusehen. 11. Tag - Mittwoch Ein
reichlich unruhiger Therapietag - ich habe vergessen, den Eingang nach uns
- wie üblich - mit einer Kette wieder zu verschließen und sofort
schlupft eine Familie ins Zentrum. Es gibt wirklich dumme und
ausgesprochen "bescheuerte" (sorry) Menschen. Obwohl ihnen
ausführlich erklärt wird, dass jetzt Therapie stattfindet und sie
später wiederkommen können, machen sie einen Riesenaufstand, drücken
mit Gewalt dem Mitarbeiter das Geld in die Hand und sagen, sie wollen nur
schauen. Melanie wird unruhig, Igor wird böse - die Leute marschieren
einfach weiter. Der Chef wird gerufen und sofort reden sie auf diesen ein.
Schließlich gibt der sich geschlagen und lässt sie auf die
Therapieplattform - nur schauen, na ja........ Mischa schnappt nach der
Hand des Mannes (hat er noch nie getan bei uns) - aber ich denke -
geschieht ihm recht - (ich bitte um Vergebung, aber....) Dann endlich
gehen sie, ohne Melanie oder uns eines Blickes zu würdigen und Melanie
darf endlich mit Igor ins Wasser. Durch die unglaubliche Ruhe von Igor ist
auch bei Melanie nach wenigen Minuten die Hektik verflogen. Leider stehen
nach kurzer Zeit ungewöhnlich viele Besucher vor dem Eingang. Einige sind
so verrückt und vorwitzig, drängen sich so weit vor, um schon mal einen
Blick auf die Tiere werfen zu können, dass ich hingehe und mit ziemlich
bösem Blick darum bitte, zurück zu treten. Sascha ist ganz erschrocken,
wie böse ich schauen kann - die "Vorwitzigen" übrigens auch,
sie gehen gleich ganz weg. 12. Tag - Donnerstag Heute
beginnen wir früher und es ist wieder so eine wohltuende Ruhe bei Igor
und Sergej, dass wir uns nicht mal unterhalten mögen. Melanie war morgens
ziemlich nervös - nach wenigen Minuten mit Mischa beginnt sie sich zu
entspannen. Jetzt buhlen ganz eindeutig zwei um ihre Gunst - Mischa, der
natürlich die älteren "Rechte" auf Melanies Zuwendung
beansprucht und einer der Belugawale, der Melanie nicht von der Seite
weicht. Als sie sich für seinen Geschmack zu lange mit Mischa
beschäftigt, nimmt er ihren Oberarm in sein Maul - ich bin zuerst
ziemlich erschrocken, was sich aber als völlig unnötig herausstellt.
Noch niemals habe ich gesehen, wie zärtlich und behutsam so ein
"Riesen-Koloss" sein kann. Diese zarte Geste reicht aus und
schon hat Melanie mit einem Arm den Beluga umfasst und mit dem anderen
Mischa. Es ist wirklich rührend zu sehen, wie behutsam die beiden mit
Melanie umgehen - und das alles praktisch ohne Delfin-Trainer, nur mit
Igor im Wasser.
13. Tag - Freitag Melanie
ist heute wieder hin- und hergerissen zwischen Mischa und den Walen, bzw.
einem von den Walen. Der Wal will ihr den Ring zurückbringen, den Igor
geworfen hat, aber auf halber Strecke jagt Mischa ihm den Ring ab und
bringt ihn ganz schnell zu Melanie. Wir haben vereinbart, dass wir noch
eine weitere Woche Therapie durchführen - Melanie weiß das noch nicht
und sie hat ausgesprochen schlechte Laune - die auch am Samstag und
Sonntag noch anhält. Bei einem Bootsausflug fühlen wir uns, wie bei
einem Drahtseilakt. Offensichtlich holt die Delfintherapie die absoluten,
auch negativen Schlüsselerlebnisse heraus. Melanie wiederholt häufig
einen Satz, den sie nach einem Krankenhausaufenthalt mit 13 Monaten, der
ihr Leben so dramatisch beeinflusste, oft ausgesprochen hat: "Das
Baby weint" - dabei ahmt sie das Weinen eines Babys nach. Überhaupt
sind heute alle Worte, die sie spricht in einer total hohen Frequenz. Melanie
betritt das Therapiezentrum und sagt immer wieder: "Ach ist das
schön, das ist so schön". Sie freut sich fast ein Loch in den
Bauch, als sie Igor sieht. Ganz allein schwimmt sie heute eine große
Runde mit Mischa, indem sie sich an seiner Finne festhält. Wir erzählen
Igor von einem Vorfall am Samstagmorgen. Melanie hatte einem kleinen
Mädchen etwas wehgetan - das halbe Hotel war in Aufruhr (was allerdings
maßlos überzogen war) und das Mindeste, was ich mir in diesem Moment
wünschte war, mich unsichtbar machen zu können. Ein absolutes
Horrorerlebnis, das wir zwar der Mutter des Kindes erklären konnten (sie
verstand es auch sofort und machte sich mehr Sorgen um mich, als um etwas
anderes) nicht aber den Gästen, die die deutsche Sprache nicht
verstanden. Igor sagt, dass dieses schreckliche und tiefe Trauma
irgendwann herausbrechen MÜSSE. Niemand von uns ist in der Lage, sich
diese furchtbaren Qualen vorzustellen. Wir können nicht anders handeln,
als Melanie pausenlos und rund um die Uhr im Auge zu behalten. Wir haben
das in dieser heftigen Form noch nie erlebt, es wirkt auf andere halt
bedrohlich, auch, wenn es das nicht ist. Dass Melanie, trotz ihrer
Größe, ein verzweifeltes und oft hilfloses Kind ist, wird nur von
Menschen verstanden, die entweder die Situation differenziert betrachten
können - oder die nach klaren, festen Strukturen leben (wie zum Beispiel
die Menschen, die wir in den ländlichen Gebieten trafen) und deren
menschliches Verständnis scheinbar höher entwickelt ist.
Dienstag, 03.08. - 2. Therapietag der 3. Woche Melanie
kann es nicht erwarten ins Therapiezentrum zu kommen - dann allerdings
sitzt sie erstmal oberhalb der Plattform und rührt sich nicht. Igor
fordert sie immer wieder auf, ins Wasser zu kommen - Melanie bleibt stur.
Überhaupt scheint sie jeden Tag mehr bestimmen zu wollen, wie der Tag zu
verlaufen hat - sie übernimmt eindeutig die Führung, aber auch mehr
Verantwortung.
Mittwoch, 04.08. - 3. Therapietag der 3. Woche Es
ist unvorstellbar, wie sich bei der Delfin-Therapie manche Entwicklungen
gleichsam wie im Zeitraffer vollziehen, für die wir zuhause Monate oder
Jahre brauchen würden.
Donnerstag, 05.08. - 4. Therapietag der 3. Woche Melanie
entdeckt heute einen großen roten Ball, der an einer Kette im Wasser
schwimmt. Sie assoziiert dies sofort mit Feuerwehr und probiert alle
möglichen Sätze aus. "Die Feuerwehr muss kommen" - "Das
ist von der Feuerwehr" usw. Sergej sagt, dass Mischa mit diesem Ball
nichts anfangen wird. Er sei zu groß und überhaupt sei Mischa darauf
nicht trainiert. Melanie hört zu - aber dann probiert sie erst recht
Mischa dazu zu bewegen mit diesem Ball zu spielen. Sergej kann es gar
nicht glauben, als Mischa dann tatsächlich diesen Riesenball vor die Nase
nimmt und ihn durch das Wasser schiebt - wer würde da noch zweifeln, dass
Mischa das für Melanie getan hat? Freitag, 06.08. - 5. Therapietag der 3. Woche Sergej
hat offenbar stundenlang mit den Tieren trainiert - als wir kommen ist er
schon wieder oder immer noch? im Wasser. Er ist ganz stolz, dass er heute
für Melanie zum Abschied eine Show präsentieren kann und sagt das auch
immer wieder zu Melanie. Ich hoffe die ganze Zeit, dass er nicht allzu
enttäuscht ist, dass Melanie eigentlich gar kein Interesse an dieser Show
hat. Sie will lieber mit Mischa und einem Wal
"Synchronschwimmen" . Samstag/Sonntag, 07./08.08 - Therapiefreie Tage Wir
machen mit dem Mietwagen einen Ausflug in die Berge und Melanies Laune
geht heute in extrem kurzen Zeitabständen von Himmelhochjauchzend nach
Zutodebetrübt. Wir bemühen uns darum, sie mit ihrem offensichtlichen
Abschiedschmerz (in dieser Form für uns auch ganz neu) allein fertig
werden zu lassen. Der Tag ist wunderschön - wir genießen schweigend die
herrliche Landschaft, die ausgesprochen freundlichen Menschen, das Essen
in einem kleinen, abgelegenen Gasthof mit frischen Forellen und jeder
hängt irgendwie seinen eigenen Gedanken nach.
Am Sonntag treffen wir uns mit Sergej, Sascha und Igor zum Kaffeetrinken im Therapiezentrum. Wir erleben einen Nachmittag mit vielen interessanten Informationen, mit viel Lachen und ich bin glücklich über einen einzigen Satz von Igor: "Ich finde, ihr seid wahre Helden". Dieser Satz wird mir in den nächsten Tagen helfen, wenn wir wieder viele Stunden am Tag mit Melanie "arbeiten", lernen, lachen und weinen werden.
Montag, 09.08. Abreisetag Ein
letztes Mal mit Melanie schwimmen, mit dem superfreundlichen Hotelpersonal
lachen - die letzten Reste packen und gegen Abend treten wir dann die
Heimreise an. Vorläufige Abschlussbetrachtungen: Melanies wache Aufmerksamkeit wird hier zuhause noch jeden Tag stärker. Es macht wieder Freude mir ihr zu leben und zu lernen. Sie begegnet anderen Menschen auf angemessenere Weise. Die nächsten Tage und Wochen werden für uns alle zu einer anstrengenden Reise werden. Melanie will lernen und sie fordert viel Zeit von uns ein. Aber wir freuen uns darauf und sind gespannt, welche Überraschungen uns Melanie noch bereitet. Nachdem wir nun 6 Delfin-Therapien durchgeführt haben, kann ich uns wohl (dieses Recht nehme ich mir jetzt einfach einmal) als erfahrene Eltern bezeichnen bezüglich der Delfin-Therapie. Es sei mir gestattet hier einige Vergleiche anzustellen. 4 Therapien führten uns nach Key Largo, Florida. Die ersten 4 Wochen waren wohl das Spektakulärste, was wir in Bezug auf Therapie bei Melanie je erlebten. Wir flogen mit einem Kind nach Florida, das die meiste Zeit "abgeschaltet" hatte, in seiner eigenen Welt lebte und wenig Interesse an komplexen Zusammenhängen zeigte. Zurück kamen wir mit einer Tochter, die absolut wach war, ununterbrochen im Hier und Jetzt lebte, in wenigen Tagen am liebsten ihr ganzes Leben nachgeholt hätte. Als sie merkte, dass das schlicht unmöglich war begann sie sich wieder etwas zurückzuziehen - aber nie mehr so wie vorher. Alles was sie neu dazu gelernt hatte, blieb dauerhaft bestehen. Die nächsten 3 Therapien in Florida brachten alle weitere Fortschritte - aber nicht mehr so intensiv wie bei der ersten Therapie. Noch heute bin ich der Ansicht, dass der Wechsel der Therapeutin bei den Folgetherapien für Melanie, als autistischen Menschen, ein großer Nachteil waren. Sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben eine wirklich intensive Bindung aufgebaut, die immerhin fast ein Jahr in ihrem Inneren weiterwuchs. Und dann wurde dieses Anknüpfen bei der zweiten Therapie, ohne, dass wir sie darauf vorbereiten konnten, einfach abgeschnitten - dagegen hat sie sich, wie ich finde, aus verständlichen Gründen gewehrt. Bei
der dritten Therapie in Florida musste Melanie 2 Wochen lang ein ständig
schreiendes Kind ertragen, das direkt auf der Nebenplattform therapiert
wurde. Für die Eltern dieses Kindes sicher eine absolut schwere
Situation. Deswegen schwiegen wir auch und teilten mit niemandem unsere
Bedenken. Melanie jedoch war noch nie in einem so desolatem Zustand. Sie
ertrug es nicht und eigentlich haben wir ihr damit viel zugemutet. Dazwischen gab es eine Therapie in Ägypten - die Haare stellen sich mir auf, wenn ich daran denke. In 4 Wochen durfte Melanie 4 x die Delfine "sehen" - von Berührungen oder gar Interaktionen konnte keine Rede sein. Die sanitären Verhältnisse am Therapieort spotteten jeder Beschreibung - für einen Menschen mit besonderen Bedürfnissen ein unmöglicher Zustand. Von Ruhe konnte überhaupt keine Rede sein. Auch wenn wir die Beduinen als unglaublich liebe und freundliche Menschen erlebt haben - sie konnten die Unruhe nicht wettmachen, die durch ständiges Bedrängen bettelnder Kinder entstand. Dazu war es nicht zu schaffen auf diesem engen Raum mit vielen Kindern, z.T. auch sehr unruhiger Kinder, so etwas wie eine entspannte Atmosphäre herzustellen. Alles in Allem - Ägypten war der absolute Ausrutscher und ein Beispiel für die fast schon kriminellen Ansätze mit hilfesuchenden Eltern sein Unwesen zu treiben, weil man ja gut daran verdient. Da half auch das Gerede über die umstrittene Alphatherapie wenig (angeblich soll der Alphazustand schon allein dadurch erreicht werden, dass sich die Delfine irgendwo in der Nähe befinden - warum dann so viel Geld?). Das hätten wir auch ohne Therapiekosten haben können. Wer es liebt, jeden Tag durch Berge von Unrat zum Therapieort zu fahren, wer gern sein Geschäft auf einem aufgeblasenen Gummiring, der auf einem groben Holzstuhl aufliegt, zu erledigen, wer sich für sein Kind wünscht, dass es jeden Tag 30 bis 40 Minuten im Meer schwimmen darf - in der Hoffnung, dass irgendwo in diesem großen Meer ein paar Delfine herumschwimmen, die einen Alphazustand bewirken - dem möchte ich von dieser Therapie nicht abraten. Es ist aber zu bemerken, dass Eltern dies ohne große Kosten innerhalb eines Urlaubs selbst bewerkstelligen können - ohne damit einem Herrn (der während der Therapien ohnehin lieber an seinem Computer sitzt und durch Abwesenheit glänzt) mit abgebrochenem Psychologiestudium seinen Lebensunterhalt und seine Pseudo-Aussteiger- mentalität zu finanzieren. Für die Therapie in Kas/Türkei wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass sie von den Fachleuten zur Kenntnis genommen und beachtet wird. Vielleicht sollten im Interesse der Kinder alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Für unsere Melanie war es jedenfalls der bisher entspannteste Therapieaufenthalt. Da immer nur ein Patient im Zentrum ist, können sich sowohl die Tiere, als auch der Therapeut ungestört diesem Menschen widmen. Der Behandelte erlebt, dass er für die Dauer der Therapie der wichtigste Mensch ist - und das haben doch gerade unsere Kinder mit ihren ganz speziellen Bedürfnissen mehr als verdient - oder? Anmerkung 2005 mittlerweile findet in Kas keien Delfintherapie mehr statt - sehr schade, aber leider nicht zu ändern. Wir werden am 23.07.2005 zur Delfintherapie nach Curacao fliegen - ein Therapiezentrum, dass den strengen Standards der Stiftung Dolphin-Aid unterliegt und nach dem Beispiel des Dr. David Nathanson/Florida arbeitet. |